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5 Jahre Rallye Supercup e. V. - von der DMSB-Serie zum eigenständigen Motorsportverband

09.02.2023
Bericht zum 5-jährigen Jubiläum des Rallye Supercup e. V.

 

Um es gleich vorneweg zu sagen: Uns ging es nie darum, einen neuen Verband ins Leben zu rufen, und uns ging es auch nie darum, mit dem DMSB e. V. (Deutscher Motor Sport Bundes e. V. mit Sitz im hessischen Frankfurt am Main) zu streiten oder in Konkurrenz zu ihm zu treten – ganz im Gegenteil. Doch es lief und läuft einfach – aus unserer Sicht – unvermindert zu viel falsch in Motorsport Deutschland und das schon seit über 20 Jahren. Anstatt – wie viel andere – nur destruktiv zu meckern und zu kritisieren, wenn es aber soweit ist, alles nahezu klaglos und unreflektiert zu akzeptieren, waren wir bereit und entschlossen zu handeln, wie auch uns maximal für euch und unseren Sport einzusetzen.

Den heutigen, 5. Jahrestag der Gründung unseres Rallye Supercup e. V. (RSC e. V. mit Sitz im fränkischen Coburg) möchten wir daher nutzen, um allen Interessierten den Weg zu erklären, wie eine ursprünglich rein als DMSB-Serie mit eigenen technischen Bestimmungen konzipierte, geplante und gedachte Motorsportmeisterschaft für den Amateur- und Breitenrallyesport letztendlich zu einem komplett neuen und eigenständigen Motorsportverband wurde oder bessergesagt, werden musste. Nehmt euch bitte die Zeit, es lohnt sich die wahre Geschichte dahinter zu erfahren und den Prozess dorthin zu verstehen. Weil wenn der RSC e. V. vieles ist, aber er war wahrlich kein unüberlegter Schnellschuss. Daher fanden sich am 9. Februar 2018 in Sulzdorf an der Lederhecke damals 19 Gründungsmitglieder ein, um einen – zunächst sicher noch vielerorts mitleidig belächelten – neuen Motorsportverband zu gründen, speziell für den Amateur- und Breitenrallyesport und dessen Interessen.

Um die Geschichte ganz zu erzählen müssen wir zunächst einige Jahre zurückgehen und zwar in die Zeit kurz nach der Jahrtausendwende. Zu dieser Zeit blühte der Rallyesport in Deutschland, nach einem Tief vor allem in den 90er Jahren, wieder so richtig auf. Die alten Haudegen waren noch aktiv, die Generation, die durch den Walter-Röhrl-Boom in den Rallyesport kam, auf dem Zenit ihres Könnens und viele junge Fahrer und Beifahrer drückten in den Sport nach. Die Grabfeldrallye, die Rallye Oberehe, die Rallye Kempenich, die Rallye Fränkische Schweiz, die Rallye Braach oder auch die Osterburgrallye erlebten eine wahre Teilnehmerflut. Sie alle erreichten Teilnehmerfelder von 150 und mehr Startern – ohne Retrorallye, ohne Demo-Fahrten, einfach nur eine Rallye 200 auf Bestzeit nach DMSB-Statuten. Im Jahr 2007 hatten ganze 19 Rallyes in Deutschland über 100 Teilnehmer – wie gesagt ohne Retro-Rallye, ohne Demo-Fahrten, reine Starter auf Bestzeit. Übrigens in den Jahren 2016 bis 2022 waren es insgesamt nur noch 19 Rallyeveranstaltungen, denen das in Summe in diesem Zeitraum gelang.

Viele Veranstalter haben keinen großen Sponsoren, manche hatten auch noch nie einen. Die Nenngelder der Teilnehmer sind deshalb ihre größte Einnahmequelle und für die Refinanzierung ihre Veranstaltungen unerlässlich. Zudem ist es natürlich gerade auch für potentielle Sponsoren wesentlich attraktiver, eine Veranstaltung mit vielen Teilnehmern zu unterstützen und so macht ein großes Teilnehmerfeld auch den Veranstaltern die Sponsorensuche deutlich einfacher. Wie so oft hängt alles mit allem zusammen.

Auch bei der Grabfeldrallye ist das natürlich nicht anders. Wenn es eine Keimzelle unseres RSC e. V. gibt, dann liegt sie wohl genau dort, im thüringisch-fränkischen Grabfeldgau. Sicherlich eine Veranstaltung die seit jeher mit großen und überdurchschnittlichen Teilnehmerzahlen gesegnet war, aber auch über viele, viele Jahre hinweg ohne jeglichen Großsponsor auskommen musste.

Oft wird uns die Frage gestellt, ob es einen Auslöser für die Gründung des Rallye Supercup e. V. gab. Diese Frage können wir ganz klar mit NEIN beantworten. Mehr war es ein Prozess, der sich über mehr als zwei Jahrzehnte hinzog. Immer wieder genährt durch Enttäuschungen und die Frustration darüber, dass man als Veranstalter zwar den Kopf hinhalten muss, das komplette finanzielle Risiko seiner Veranstaltung trägt und jedes Jahr aufs Neue unendlich viel Zeit, Geld und Kraft in seine Veranstaltung investiert, aber trotzdem eigentlich nur und ständig drangsaliert wird. ADAC e. V. und DMSB e. V. verstanden und verstehen es seit rund 20 Jahren den Veranstaltern das Leben immer schwerer zu machen, anstatt sie wirklich zu unterstützen. Fast immer völlig unnötigerweise und nur es reiner, unstillbarer Geld- und Machtgier heraus, an der Realität der Veranstalter vorbei.

Wenn man aber unbedingt einen finalen Auslöser finden möchte, dann war es wohl der tödliche Unfall bei der Grabfeldrallye 2014. Auf Einladung des Veranstalters (eigentlich eingeladen für die 20. Rallye im Jahr 2013 mit Rekordstarterfeld wurde die Einladung erst ein Jahr später wahrgenommen) war der damalige ADAC-Sportpräsident, Hermann Tomczyk im Grabfeld zu Gast. Er wollte sich „ein Bild vom nationalen Rallyesport machen und herausfinden, warum gerade bei der Grabfeldrallye jährlich so viel los“ sei. Leider kam es dazu nicht, da nach dem Unfall sofort abgebrochen wurde, sehr zum Missfallen von Herrn Tomczyk übrigens. Über dessen Auftritt, Aussagen und Verhalten an diesem Tag und in der Folgezeit in Bezug auf den Abbruch wollen wir an dieser Stelle nicht näher eingehen.

Was für alle Verantwortlichen noch mehr enttäuschend war, ist die Tatsache, dass sie absolut keine Unterstützung von Seiten des ADAC e. V. und des DMSB e. V. erhielten und zwar in jeglicher Hinsicht – und wir meinen jetzt keine finanzielle Unterstützung, obwohl natürlich der Unfall auch finanziell sehr heftig war. Vielmehr verfestigte sich in den Monaten danach der Eindruck, man tat bei ADAC und DMSB alles, um nicht zu sehr mit dem Veranstalter in Verbindung gebracht zu werden, anstelle dort rechtlich zu beraten oder auch moralisch zu unterstützen. Letztendlich hatten die Verantwortlichen und der Veranstalter selbst nichts falsch gemacht und alle Verfahren wurden eingestellt. Nur der DMSB gab sich offensichtlich damit nicht zufrieden und schickte – übrigens entgegen seiner damaligen Richtlinie – im kommenden Jahr, also 2015, einen Safety Delegate ins Grabfeld, um alles penibel genau bei der Grabfeldrallye überprüfen und durchleuchten zu lassen. Gerade so, als wolle er damit signalisieren: Polizei und Staatsanwaltschaft hätten euch zwar nichts nachweisen können, jetzt versuchen es wir doch mal selbst, in der Hoffnung auch etwas zu finden. Die nächste große Enttäuschung.

Nur am Rande sei erwähnt, dass die Grabfeldrallye im Jahre 2015 vom genannten DMSB-Safety Delegate ein einwandfreies und mangelfreies Zeugnis erhielt, anders als andere im selben Jahr. Anschließend gab es dann noch ein langes hin und her wegen der Kosten. Eine satte vierstellige Summe stand im Raum. Bezahlt wurde diese bis heute nicht, denn schließlich war in der Richtlinie des DMSB kein Safety Delegate bei einer Rallye 200 vorgesehen. Aber auch das nur am Rande.

Angefeuert von dieser Gemengelage und dem Damoklesschwert, das für die Saison 2017 über allem schwebte – Stichwort: Ende der DMSB-Gruppe H und Einführung des DMSB-Kraftfahrzeugpasses (DMSB-KFP) – war einer größeren Gruppe von Leuten klar, es muss gehandelt werden. Doch was sollte man tun? Im Spätsommer 2015 fanden die ersten Gespräche dazu statt. Zwei Dinge schienen zu diesem Zeitpunkt klar zu sein: 1. Wollten wir den Veranstaltern unbedingt ihr damaliges Starterniveau erhalten, was durch die beiden genannten Reglementsänderung doch stark in Gefahr schien – wir sollten übrigens recht behalten, aber dazu gleich mehr. Und 2. Wollten wir dies zusammen MIT dem DMSB erreichen. Im Herbst 2015 war dann klar, in welche Richtung es gehen sollte. Der Plan war eine Motorsportrennserie für den Automobilrallyesport mit eigenen technischen Bestimmungen zu veranstalten und zwar mit Genehmigung wie auch unter dem Dach des DMSB e. V.

Am 5. Oktober 2015 begannen die umfangreichen Arbeiten. Zuerst entstand das technische Reglement der Serie, dann auf der Grundlage der DMSB-Vorlage eine Serienausschreibung dazu. Nach vier Monaten intensiver Arbeit war es Ende Januar 2016 soweit und alles war fertig. So konnte diese Serie auf dem formellen Wege am 4. Februar 2016 schriftlich beim DMSB e. V. eingereicht und beantragt werden. Da allen klar war, diese Serie und ihre Ideen werden für ordentlich Gesprächsstoff mit dem DMSB e. V. sorgen, war der Serienstart für Anfang 2017 geplant. Es waren also 10 Monate Zeit, um mit dem DMSB e. V. alles zu klären und in die Wege zu leiten. Dank eines Sponsors war auch die Genehmigungsgebühr von knapp 4.500 Euro, die der DMSB e. V. dafür aufrief, finanziert.

Schon Anfang März 2016 kam Bewegung in die Sache und wir wurden für den 29. März 2016 zur Vorstellung unserer Serie und unseres Konzeptes vom DMSB e. V. nach München in die Räumlichkeiten des ADAC-Südbayern eingeladen. Neben dem damaligen DMSB-Sportdirektor Michael Günther war auch der DMSB-Vizepräsident und heutige ADAC-Sportpräsident Dr. Hans-Gerd Ennser anwesend, der auch zu diesem Gespräch eingeladen hatte. Topvorbereitet mit einer umfangreichen Tischvorlage gingen wir nach München und hatten ein gut dreistündiges Gespräch mit den Verantwortlichen des DMSB e. V.

Am Ende dieses Gesprächs wurde uns angeboten, ob wir nicht Fachberater Rallyesport des DMSB e. V. werden möchten, da es damals keinen Fachausschuss für den Bereich Rallyesport gab. Dr. Ennser wie auch Michael Günther waren – so unser Eindruck – sichtlich begeistert von unserem Konzept einer bundesweiten Rallyesportserie für den Amateur- und Breitensport mit einem technischen Reglement, das alle in den umliegenden Ländern Europas vorhandenen Fahrzeuge abdeckt. Wir nahmen das Angebot gerne an und begannen umgehend mit unserer Tätigkeit als Fachberater des DMSB e. V.

Als erste Tätigkeit wurde uns vom DMSB e. V. aufgetragen, nach unsere Legitimation bei den Veranstaltern zu fragen. Dazu erhielten wir vom DMSB e. V. ein vorgefertigtes Schreiben, das wir den Rallyeveranstaltern zusendeten, mit der Bitte diese Unterstützungserklärung unserer, beim DMSB e. V. beantragten Rallyesportserie und unserer gesamten Tätigkeit gegen über dem DMSB e. V. ausdrücklich abzugeben. Knapp 50 Veranstalter taten dies binnen weniger Tage.

Als geklärt war, dass wir im Namen der Veranstalter handeln, bekamen wir den Auftrag vom DMSB e. V. „nach Verbesserungspotentialen und Erneuerungsmöglichkeiten in den DMSB-Regularien“ zu suchen. Mit der „Agenda Rallyesport 2020“ kam eine fast 40-seitige Ausarbeitung dabei heraus, die dem DMSB e. V. Anfang Mai 2016 zuging. Daraufhin folgten weitere Gespräche in Frankfurt am Main und beim DTM-Rennen auf dem Norisring 2016, zu dem wir als DMSB-Ehrengäste eingeladen waren. Alles lief gut und der DMSB e. V. eröffnete uns gleich mehrere Möglichkeiten. Zum einen stellte er uns die Genehmigung unserer beantragten Rallyesportserie in Aussicht, zum anderen bot er uns an, Promoter des nationalen Rallyesports zu werden. Beides waren für uns natürlich sehr schöne Alternativen.

Immer wieder wurden wir mit neuen Aufgaben betraut. So zum Beispiel einer statistischen Auswertung aller Rallyes in Deutschland nach Gruppen und Klassen für die letzten Jahre oder einer Zusammenstellung der tödlichen Rallyesportunfälle in Deutschland seit 1990. All diese Aufgaben erledigten wir immer zügig und zur offensichtlichen Zufriedenheit des DMSB e. V. Doch lenkte und fokussierte der DMSB e. V. unsere Tätigkeit wie auch unser Anliegen zu dieser Zeit immer mehr in Richtung seiner Gruppe H. Um nicht die Gespräche zu gefährden und weil es sicher auch eines der größten Probleme der nahen Zukunft war, gingen wir in diese Richtung mit, obwohl unsere Serie so viel mehr als „nur“ eine Gruppe H-Meisterschaft ist und schon immer war. Außerdem arbeiteten wir Michael Günther und auch Dr. Hans-Gerd Ennser immer wieder für verschiedene Sitzung der DMSB-Verbandsgremien zu und sollten auch selbst zu solchen Sitzungen anwesend sein. So gaben wir auch eine ausführliche, schriftliche Stellungnahme an das DMSB-Exekutivkomitee zur geplanten Abschaffung der DMSB-Gruppe H im Rallyesport ab.

Doch ab dem Hochsommer 2016 drehte plötzlich und aus für uns noch bis heute unerfindlichen Gründen der Wind. Die Gespräche wurden weniger und wir fühlten uns etwas auf das Abstellgleis gestellt. In dieses Gefühl erreichte uns am 19.07.2016 ein Anruf von DMSB-Sportdirektor Michael Günther. Er gab an, dass am Vortag das lange angekündigte Gespräch zwischen dem DMSB e. V. und dem ADAC e. V. bezüglich der Thematik „Gruppe H im Rallyesport“ stattfand. Allerdings, anders als lange vorher besprochen, komplett ohne uns und ohne unser Wissen von diesem Termin. Das Resümee dieses Gesprächs zwischen ADAC e. V. und DMSB e. V. war, dass viele von unseren Ideen nicht sehr begeistert waren, er und Dr. Ennser es aber auch wegen unserer Unterlagen doch noch geschafft hätten, einen Kompromiss zu erzielen. Dieser Kompromiss sah vor, dass die DMSB-Gruppe H nach dem Reglement unserer Serie überarbeitet werden sollte und danach dauerhaft, auch über das Jahr 2016 hinaus im Bereich der Rallye 35 (vormals Rallye 200) und im Clubsport erhalten bleiben solle. Als Gegenleistung dazu sollte die Rallye 35 in den Clubsport integriert werden, unter der Leitung eines ADAC-Regionalclubs. Unsere Aufgabe, so Michael Günther in diesem Telefonat, sei es nun, im ersten Schritt über einen ADAC-Regionalclub einen solchen Antrag an die ADAC-Sportkommission einbringen zu lassen, in dem um einen Erhalt der DMSB-Gruppe H in überarbeiteter Form gebeten wird und die Rallye 35 in den Clubsport integriert werden solle. Wir waren von dieser neuen Situation nicht gerade begeistert, hatte das doch kaum noch etwas mit unserer ursprünglich beantragten Rallyesportserie gemeinsam, aber auch hier zeigten wir uns als loyaler Partner und kümmerten uns sofort darum, dass ein ADAC-Regionalclub diesen Antrag formell stellte. Laut Michael Günther, sei die Zustimmung seitens der ADAC-Sportkommission zu diesem Antrag „sehr wahrscheinlich“ und nach den Vorgesprächen eigentlich nur reine Formsache.

Mit dem ADAC-Nordbayern und dessen Sportpräsident Alfred Thomaka konnte schnell ein Regionalclub gefunden werden, der den Antrag formell stellte. Bei einem gemeinsamen Treffen aller nordbayerischen ADAC-Rallyeveranstalter am 15. August 2016 in Mürsbach konnten wir die Hintergründe vorstellen und fanden eine einstimmige Zustimmung, sodass noch am folgenden Tag der Antrag an die ADAC-Sportkommission gestellt werden konnte. Zu einer Sitzung des DMSB-Exekutivkomitees nur wenige Tage später wurden wir ausgeladen und anschließend als unentschuldigt gefehlt im Protokoll geführt. Auch hier wissen wir nicht, warum.

Als wir anschließend davon erfuhren, dass die Sitzung der ADAC-Sportkommission, in der über den Antrag des ADAC-Nordbayern entschieden wird, erst Ende November/Anfang Dezember 2016 stattfindet, versuchten wir vergeblich eine Entscheidung über unseren Antrag bis zum 30. September 2016 zu erreichen. Denn schließlich mussten wir noch halbwegs ausreichend Zeit haben, unsere Serie auf die Beine zu stellen, falls wir doch die beantragte Rallyesportserie im Jahr 2017 noch veranstalten "müssten", wenn der Antrag an den ADAC abgelehnt werden würde. Gleiches galt auch für die interessierten Veranstalter, die auch eine ausreichende Vorlaufzeit und Planungssicherheit brauchen.

Übrigens wurde der Antrag an die ADAC-Sportkommission des ADAC-Nordbayern von dieser im Dezember 2016 tatsächlich nahezu einstimmig abgelehnt. Nur der ADAC-Nordbayern stimmte für seine beiden, eigenen Anträge. Vielleicht sei noch erwähnenswert, dass beide Anträge gemeinsam zu Abstimmung gestellt wurden und so eine Vermischung von Nichtabschaffung der Gruppe H und der Verschiebung der Rallye 35 in den Clubsport erreicht wurde, die ganz und gar nicht in unserem Sinne war. Denn vor allem zweites war sehr umstritten und vielen ADAC-Regionalclubs ein Dorn im Auge.

Da ein erstes Schreiben unsererseits vom 30. August 2016 unbeantwortet blieb, in dem wir um eine Abstimmungen über unseren Antrag bis zum 30. September 2016 baten und einen „Status quo“ für die Gruppe H für das Jahr 2017 ins Spiel brachten, damit die Veranstalter Planungssicherheit hätten bekommen können, schrieben wir am 01.10.2016 erneut und forderten diesmal recht deutlich, eine unverzügliche Genehmigung unserer beantragten Rallyesportserie, die den Namen „RSC-Rallye Supercup Deutschland“ trug. In den 8 Monaten seit Beantragung unserer Serie waren uns nie von Seiten des DMSB e. V. Bedenken gegen eine Genehmigung der Serie vorgebracht worden, sondern stets nur mögliche Alternativen dazu. Daher gingen wir davon aus, die Serie nun recht unkompliziert genehmigt zu bekommen. Dem war leider nicht der Fall.

Mit Schreiben vom 14.10.2016 teilte uns Mischa Eifert, Koordinator Automobilsport beim DMSB e. V. völlig überraschend mit, dass unsere Serienbeantragung abgelehnt worden war. Er nannte uns dabei folgende Gründe: Zum einen stünde der Name unserer Serie in zu großer Verwechslungsgefahr zum „DMSB-Rallye Cup“. Zum anderen hätten wir die formellen Bestimmungen nicht eingehalten, selbst später vor Gericht konnte der DMSB e. V. nicht sagen, was er damit meinte. Außerdem habe unsere Serie mit „eigenen technischen Bestimmungen“ technische Bestimmungen, die von den DMSB-Gruppen abweichen (was übrigens laut DMSB-Definition einer Serie mit „eigenen technischen Bestimmungen“ genau die Wesensart einer Serie mit eigenen, vom DMSB-abweichenden technischen Bestimmungen sein muss) und sei daher nicht genehmigungsfähig. Und zu guter Letzt, haben wir die Serie, auch um Planungssicherheit für die Teilnehmer und Veranstalter zu erreichen, für fünf Jahre beantragt, der DMSB e. V. würde aber Serien immer nur jeweils für ein Jahr genehmigen. Diese Ablehnung und ihre Gründe waren ein herber Schock für uns, denn absolut gar nichts deutete in all den Monaten davor darauf hin.

Schon am 16.10.2016 gaben wir eine Stellungnahme samt Erwiderung zu der DMSB-Ablehnung ab. Auch diese blieb zunächst unbeantwortet. Sodass wir mit Schreiben vom 1. November 2016 erstmals damit drohten, gegen eine erneute Ablehnung der Serie zur Not auch gerichtlich vorgehen zu wollen. Am 3.11.2016 kam die erneute Ablehnung unserer Serie per E-Mail bei uns an. Auf unsere Stellungnahme ging der DMSB e. V. gar nicht ein, die Mail war Copy and Paste die Mail der ersten Ablehnung.

Nun standen wir vor einem Dilemma. Rund 50 Rallyeveranstalter, die uns dem DMSB e. V. gegenüber schriftlich ihr Vertrauen aussprachen, konnten wir nun nicht hängen lassen. Auf der anderen Seite wollten wir aber auch den DMSB e. V. nicht verärgern. Da aber schon seit August 2016 kein Gespräch mehr zu Stande kam und man uns, obwohl wir strenggenommen bis heute nicht als Fachberater Rallyesport des DMSB e. V. abberufen worden sind, nun deutlich schnitt und ignorierte, entschieden wir uns, auf Genehmigung der von uns beantragten DMSB-Rallyesportserie mit eigenen technischen Bestimmungen vor einem Gericht in den einstweiligen Rechtsschutz zu ziehen. Ein Hauptsacheverfahren, also eine richtige zivilrechtliche Klage wurde von unserer Seite übrigens nie eingeleitet. Bis zum heutigen Tage hat der RSC e. V. noch überhaupt keine Klage gegen den DMSB e. V. vor Gericht eingereicht. Und bis zum heutigen Tage haben wir uns immer nur verteidigt, wenn wir angegriffen worden sind.

Die Geschichte dieses Verfahrens ist schnell erzählt. Nach einer mündlichen Verhandlung am 3. Dezember 2016, in welcher der DMSB e. V. plötzlich und ohne Vorankündigung davon erzählte, wie gefährlich und umweltgefährdend die Gruppe H doch sei und er sie deshalb abschaffen müsse, verloren wir die 1. Instanz. Wobei nur ich als Patrick Mohr als Antragssteller des Rechtschutzverfahrens auftrat. Die zweite Instanz ließ dann ewig auf sich warten. Und so dauerte es bis in den Mai 2018 bis wir die zweite Instanz auch verloren hatten. Wir bekamen zwar alle Gegenargumente des DMSB e. V. mühelos wegargumentiert, aber leider war das Jahr 2017 bereits vorbei und damit auch unser sogenanntes Rechtsschutzbedürfnis weg. Die Vorsitzende Richterin merkte aber bei der Entscheidungsverkündigung an, dass wir durchaus große Chancen hätten zu gewinnen, wenn wir die Sache in einem Hauptsacheverfahren weiter verfolgen würden. Wir lehnten jedoch dankend ab.

Die Serie war intern bei uns nämlich schon Mitte 2017 gestorben. Zum einen deshalb, weil wir keinen Sinn mehr darin sahen, eine DMSB-Rallyesportserie unter dem DMSB e. V. gegen dessen Willen durchzuführen. Und zum anderen, weil wir mit unseren bereits erwähnten Prognosen für das Jahr 2017 rechtbehielten. So sagten wir einen Rückgang der Starterzahlen um 30 Prozent im Vergleich zu 2016 voraus. Tatsächlich waren es dann sogar fast 40 Prozent.

Und so machten wir uns nach der Grabfeldrallye 2017, die mit 35 Prozent Starterrückgang im Mittelfeld der deutschen Rallyes rangierte, darüber, aus dem Rallye Supercup e. V., der als Trägerverein unserer DMSB-Rallyeserie gedacht war, einen neuen Motorsportdachverband zu machen. Die Idee dazu stammte von unseren RSC-Gründungsmitgliedern Carsten Schad und Michael Foitzik. Am 9. Februar 2018 war es dann nach sieben Monaten Arbeit soweit und wir konnten heute vor genau fünf Jahren den RSC e. V. als eigenständigen Motorsportverband für den deutschen Rallyesport in Sulzdorf an der Lederhecke gründen. Die Grabfeldrallye 2018 war bereit, unsere Pilotveranstaltung zu werden. Der AMC Bad Königshofen im Grabfeld e. V. informierte bereits am 6. März 2018 den ADAC-Nordbayern darüber. Leider ohne Erfolg, Ende 2018 wurde der AMC Bad Königshofen wegen der Veranstaltung der Grabfeldrallye aus dem ADAC e. V. ausgeschlossen. Eine Aktion, die nur dem ADAC-Nordbayern und dessen Rallyemeisterschaft nachhaltig geschadet hat. Die breite Öffentlichkeit wurde indes erst am 17. März über den Schritt informiert. Also auch hier ging alles fair zu. Auch die erste Instanz um die Genehmigung der DMSB-Serie ging fernab der Öffentlichkeit ab. Erst für die 2. Instanz gingen wir mit einem Spendenaufruf an die Öffentlichkeit.

Aber zurück ins Jahr 2018. Kurz nach der Bekanntgabe unserer Verbandsgründung gingen schon die Drohungen und Einschüchterungsversuche von Seiten des ADAC e. V. und des DMSB e. V. los. Sportwarte, Fahrer und Beifahrer, Veranstalter und Serienausschreiber sollten mit allen Mitteln von der Grabfeldrallye und dem RSC e. V. ferngehalten werden. Als dies alles nichts half und die Grabfeldrallye 2018 trotzdem erneut das größte nationale Starterfeld in Deutschland hatte, kamen drakonische Sportgerichtsstrafen hinzu. Außerdem versuchte der DMSB e. V. mit aller Gewalt und mit teuren Klagen, den RSC e. V. und die Grabfeldrallye finanziell in die Knie zu zwingen. Über 130 Verfahren kamen so vor den DMSB-Sportgerichten und verschiedenen öffentlichen Gerichten zusammen. Mit Streitwerten von teilweise mehreren Hunderttausend Euro hat das dem DMSB e. V. und vor allem seinen Lizenznehmern sehr, sehr viel Geld gekostet. Vielleicht ein Grund, weshalb die DMSB-Lizenzen in den letzten Jahren so kräftig teurer geworden sind und ständig neue DMSB-Lizenzen eingeführt werden.

Alle Verfahren hat der DMSB e. V. bislang gegen den RSC e. V. und sein Umfeld verloren. Der RSC e. V. hat verkehrsrechtlich die Gleichstellung zum DMSB e. V. erreicht. Der RSC e. V. ist neben dem DMSB e. V. der einzige Motorsportverband in Deutschland, der Kfz-Sonderzulassungen für Rallyesportfahrzeuge ausstellen darf. Und der DMSB e. V. darf nach einem letztinstanzlichen Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main seinen Lizenznehmern die Teilnahme in jeglicher Form bei RSC-Veranstaltungen nicht mehr verbieten. So heißt es jetzt nach 5 Jahren harter Arbeit und unerbittlichem Kampfes für uns nun durchzustarten. Alle Mühen, die tausenden von Stunden Arbeit und das viele, viele Geld, das wir investiert haben, haben sich allesamt gelohnt.

Uns ist es noch wichtig an dieser Stelle zu sagen, dass es uns nie vorrangig um eine DMSB-Gruppe H ging, sondern um den kompletten Rallyesport. Uns ging es um Fahrzeug- und Gruppenvielfalt, bezahlbaren Motorsport, eine Einstiegsmöglichkeit für den Nachwuchs – sowohl als aktiver Sportler als auch als Sportwart und darum, endlich auch basisdemokratischen Motorsport betreiben zu können.

All das ist uns gelungen, auch und vor allem dank der vielen, die uns gerade in der schweren Zeit unterstützt haben und immer an unsere Sache glaubten. Wir haben in all der Zeit auch immer versucht mit dem DMSB e. V. ins Gespräch zu kommen. Jedoch sind alle Bemühungen kläglich gescheitert, zuletzt am 27.12.2022 als ein gemeinsames Gespräch nur wenige Stunden davor ohne stichhaltige Begründung ersatzlos von Seiten des DMSB e. V. und des ADAC e. V. abgesagt wurde. Auch haben wir uns im Jahr 2021 um die Delegierung des DMSB-Rallyesport an uns beworben. Der DMSB e. V. hat zwar, so zumindest unser Kenntnisstand, noch niemand anderen, der es machen möchte, aber an uns gibt er den Rallyesport nicht ab. Dabei sind wir diejenigen, die Innovator und Benchmark zu gleich sind. Viele unserer Ideen haben ja schon Einzug ins DMSB-Reglement gehalten, es könnten aber noch so viel mehr sein. Innovativ, unabhängig und nachhaltig wollen wir sein und wir sind es auch.

Übrigens waren wir selbst als DMSB-Fachberater stets unentgeltlich tätig, nicht mal die Fahrtkosten haben wir verrechnet - warum nicht? Weil wir das alles für unseren Sport und unsere Leidenschaft tun und nicht deshalb, weil wir uns daran bereichern wollen. Diese Denkweise haben wir noch heute und vielleicht ist es genau diese Denkweise, die, so wie es scheint, als größtes und unüberwindbarstes Hindernis zwischen uns und dem DMSB e. V. wie auch dem ADAC e. V. steht. Eine andere Erklärung, weshalb wir so zum großen Feindbild von diesen beiden Vereinen erklärt wurden, haben wir nämlich schon lange nicht mehr.

Sicherlich war es ein harter Schritt, einen neuen Verband zu gründen. Aber es war und ist bis heute die einzige Möglichkeit wirklich etwas in unserem Sport in die richtige Richtung bewegen zu können, so zumindest unsere Meinung. Im DMSB e. V. haben wir uns lange und intensiv engagiert, aber hier etwas zu bewegen ist aus unserer Sicht vollkommen unmöglich. Aber wir möchten etwas bewegen und der Rallyesport ist inzwischen mit dem Rücken an der Wand. Dorthin hat ihn leider und vor allem auch der DMSB e. V. wie auch der ADAC e. V. mit ihrer über Jahrzehnte fehlgeleiteten Politik gebracht. Jetzt ist handeln gefordert und wir haben gehandelt und werden das weiterhin unentwegt tun. Für euch und unseren geliebten Rallyesport.

Wir möchten zum Ende ausdrücklich betonen, dass es nicht DER DMSB e. V. ist, der mit allen Mitteln, viel Geld und ohne jeglichen Erfolg versucht hat, gegen uns vorzugehen. Es waren und sind stets nur wenige Einzelpersonen gewesen, vorwiegend aus dem Süddeutschen Raum, insbesondere aus Südbayern, die als Aggressoren und Spalter aufgetreten sind. Diesen Personen und ihrem Umfeld – beides reicht hinein bis in die höchsten Gremien von DMSB e. V. und ADAC e. V. – geht es dabei nicht um unseren Sport, sondern nur um die eigene Macht, ihren eigenen Einfluss und sehr viel Geld.

Wir hingegen engagieren uns rein ehrenamtlich. Niemand von uns verdient Geld am RSC e. V. und an dessen Motorsport. Sehr wohl aber haben wir viel Zeit und Geld in den RSC e. V. investiert. Beides im fünfstelligen Bereich, was die Anzahl der Stunden und die Menge des Geldes betrifft. Wir haben das alles gerne gemacht und alles für euch wie auch unseren Sport auf uns genommen. Wir sind überzeugt, dass unser Weg der regulativen und organisatorischen Gestaltung unseres Rallyesportes der absolut Richtige ist. Und wir werden diesen Weg natürlich weitergehen – versprochen, mit euch zusammen und an eurer Seite, egal, ob ihr als Sportwart, aktive Fahrer oder Beifahrer oder als Veranstalter und Unterstützer diesen Weg mit uns zusammen gehen wollt. Ihr seid alle ganz herzlich Willkommen. Viele von euch sind auch schon bei uns dabei.


In diesem Sinne wünschen wir unserem Rallye Supercup e. V. alles Gute zu seinem 5. Geburtstag!

Patrick Mohr, 1. Vorsitzender des RSC e. V.
stellvertretend für den gesamten Vorstand des Rallye Supercup e. V.